Titelstory - Steinbruch Kleingladenbach und Oberdieten

Die Dinge geraten schnell in Vergessenheit. Wer weiß schon genau, wie es hier, an diesem Ort, wo wir gerade stehen vor 100 Jahren ausgesehen hat? Ja, selbst an Dinge, die erst wenige Jahre zurück liegen, kann man sich oft nur noch schemenhaft erinnern. Die Dinge ändern sich. Was einem viele Jahre lang vertraut war ist manchmal morgen schon nicht mehr da. Das Einzige was bleibt sind Erinnerungen und - Fotos!

Viele Fotos oder Informationen zum Thema "Steinbruch Kleingladenbach" oder "Steinbruch Oberdieten" findet man nicht im Internet. Außer ein paar Einträgen zur Luftrettung eines abgestürzten Gleitschirmfliegers am 13. Februar 2006 gibt es nur vereinzelt noch einige Fotos von Wanderfreunden und Naturbeobachtern. Laut Wikipedia sollen die Steinbrüche im Lahn-Dill-Gebiet etwa um 1900 herum eröffnet worden sein. Eine Informationstafel auf Kleingladenbacher Steinbruchseite besagt ähnliches. In diesem Steinbruch wurde über 100 Jahre, bis in das Jahr 1985 Diabas abgebaut und man darf wohl annehmen, dass der Abbau auf Oberdietener Seite etwa zeitgleich begann.

Die nachfolgende Bilderserie beginnt mit dem Steinbruch Kleingladenbach. Die ältesten Fotos stammen von 1983 und zeigen den so genannten "Silbersee", in dem sich zu dieser Zeit noch gar kein Wasser befand. Woher der Silbersee seinen Namen hat, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, etwa wegen des silbern schimmernden Wassers, wie auf der Informationstafel am See geschrieben steht, vielleicht aber auch wegen eines versenkten Schatzes in Form eines 50 Liter Bierfasses, das jemand zum Kühlen ans Ufer legen wollte und der nicht wusste, dass es kein flaches Ufer gibt sondern dass es steil abfällt...

Das auf Kleingladenbacher Seite abgebaute Steinmaterial wurde mit Muldenkippern über den Berg zu den Verarbeitungsanlagen auf Oberdietener Seite gebracht. Während der Betrieb auf Kleingladenbacher Steinbruchseite schon 1985 zum Erliegen kam, wurde auf Oberdietener Seite noch bis in die 1990er Jahre weiter gearbeitet.

Die Steinbrucharbeiter haben es wohl geahnt, dass der Betrieb zu Ende geht. Im Mai 1994 steht auf einem Schild im Fenster des Waagehauses geschrieben: "Wir sind immer die schnellsten! Während andere noch fallen, liegen wir schon auf der Schnauze!" Daraus kann man auch schließen, dass es anderen Steinbruchbetrieben in der Region nicht viel besser erging. Im Jahre 1997 begann man mit dem Abbruch der Produktionsanlagen.

Der Steinbruch dient heute als Erddeponie und hat sich in den letzten Jahren, nach dem Verschwinden der Anlagen, stark verändert. Nur wenige Gebäude sind stehen geblieben, so z.B. die Waage, das Transformatorenhaus und eine größere Halle, und anhand dieser Orientierungspunkte kann man sich heute beim Betrachten alter Fotos recht gut vorstellen, wo früher die verschiedenen Anlagen gestanden haben.


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